Canal du Midi und Canal du Rhône a Sète
Zeitraum: 13.07.2008 bis 27.07.2008
Mit der „Comtesse“, einer Motoryacht Typ Smelne, fuhren wir auf dem Canal du Midi und Canal du Rhône a Sète von Toulouse bis Aignes-Mortes.
Der Canal du Midi ist eine alte Wasserstraße im Süden Frankreichs und ist ein Teil des „Canal des Deux Mers“ (Kanal der zwei Meere). Er verbindet den Atlantischen Ozean im Westen mit dem Mittelmeer im Osten. Der Canal du Midi führt über 240 Kilometer von Toulouse bis in den Étang de Thau am Mittelmeer. Im Étang de Thau ist eine geschützte Salzwasserlagune durch die man zum Mittelmeerhafen Sète und dort zum Canal Rhône à Sète gelangt. In Toulouse schließt der Canal du Midi nach Norden an den Canal latéral à la Garonne an. Geplant und gebaut wurde der Kanal unter Pierre-Paul Riquet. Der Erbauer war königlicher Steuerbeamter und Hobbyingenieur und ist eine technische Meisterleistung. Er fand die Lösung, wie ein Kanal, der zwischen dem Mittelmeer und Toulouse 194 Höhenmeter überwinden muss, ständig mit Wasser versorgt werden kann. Er plante ein riesiges Staubecken am höchsten Kanalpunkt, in dem die Wasser der Montagne Noir gesammelt werden. Ein genau berechnetes System von Zuflüssen garantiert, dass der Kanal meist immer schiffbar ist. Bauweise: Da der Scheitel des Kanals 194 Meter über dem Meer liegt, ist eine Vielzahl von Schleusen erforderlich. Die Schleusen an diesem Kanal haben einen ovalen Grundriss, so dass sie trotz schmaler Tore innen so breit sind, dass zwei bis vier Schiffe nebeneinander passen. Darüber hinaus bieten die runden Wände eine höhere Stabilität gegen die von außen auf die Mauern drückenden Erdmassen. Bepflanzung: Der Kanal war bis ins 19. Jahrhundert eine wirtschaftlich wichtige Wasserstraße. Um die Lastkähne fortzubewegen, wurden, wie zu dieser Zeit üblich, Zugtiere eingesetzt, für die links und rechts des Kanals durchgehende Treidelpfade angelegt wurden. Außerhalb dieser Pfade hatte Riquet 60.000 Bäume anpflanzen lassen, hauptsächlich Platanen, aber auch Pappeln, Zypressen und Pinien. Die Bäume sollen durch ihren Schatten die Verdunstung verringern und durch ihre Wurzeln die Uferböschung festigen.
Seit 1996 ist der Canal du Midi als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt. Weil er nur gut 100 Jahre für die Handelsschifffahrt benutzt wurde - danach war er für die dann größeren Schiffe zu flach und der Transport per Bahn günstiger, - blieb dieses Meisterwerk in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Montag / lundi, den 14.07.2008 – Von Toulouse bis Ecluse L’Océan
Die Stadt Toulouse hat schon immer einen wichtigen Platz in Südwestfrankreich eingenommen. Diese seit 2000 Jahren währende Geschichte zeigt sich in der Architektur von Ziegelsteingebäuden und deren Dachziegeln, die für die Städte, Dörfer und Landhäuser in der Region Midi-Pyrénées so charakteristisch sind. Toulouse wird aufgrund ihrer zahlreichen Bauwerke aus roten Ziegelsteinen auch la ville rose - „rosarote Stadt“ - genannt. Seit den 1980er Jahren hat sich Toulouse zu einer der bedeutendsten Luftfahrtzentren der Welt entwickelt. Etwa 34.000 Beschäftigte arbeiten in diesem Industriezweig. Sie ist die viertgrößte Stadt in Frankreich.
Zwischen den Schleusen L’Océan und la Mediterranée ist die Scheitelhaltung. An der Scheitelhaltung (Partage des Eaux) muss ständig Wasser nachgefüllt werden. Das ehemalige Bassin ist einem viel kleineren, rechteckigen gewichen. Die Vorratshaltung von größeren Wassermengen ist heute nicht mehr erforderlich, da bei Bedarf Wasser mittels Pumpen herangeführt werden kann. Der größte Teil des Bassins wurde in einen sehr ansprechenden Park umgewandelt.
Dienstag / mardi, den 15.07.2008 – Nach Castelnaudary und weiter bis écluse Vivier
In Castelnaudary wurde angeblich das Cassoulet, der aus weißen Bohnen, Speck, Hammel, Schwein und Ente oder Gans bestehende Eintopf, erfunden. Stundenlanges kochen ist Voraussetzung, mehrfaches Aufwärmen macht das Cassoulet noch besser.
Das Grand Bassin ist der zusätzliche Wasserspeicher für die 4-Kammern-Schleuse de Saint-Roch.
Mittwoch / mercredi, den 16.07.2008 – Nach Carcassonne
Die mittelalterliche Stadt Carcassonne ist berühmt für seine Festung La Cité. Ab 1247 entstand dieses Monument der Wehrhaftigkeit: 52 Türme und zwei Ringmauern, die eine drei Kilometer lange Stadtmauer bilden, darin das Grafenschloß (Le Château Comtal), eine Kirche sowie ein Viertel mit Händlern und Handwerkern, mit charmanten Restaurants und malerischen Gassen. Diese wohl größte europäische Festung ist von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden.
Donnerstag / jeudi, den 17.07.2008 – Hafentag, Besichtigung der La Cité
Um die Stadt Carcassonne und die Festung La Cité zu besichtigen, legten wir einen Hafentag ein. Zur Festungsbesichtigung und zum Mittagessen fuhren wir mit dem Bus hinauf zur Festung.
Freitag / vendredi, den 18.07.2008 – Von Carcassonne nach Trèbes
In der Stadt Trèbes treffen Canal du Midi und Fluss L’Aude aufeinander. Wir lagen an der „Promenade du Canal“, ein schöner, schattiger Liegeplatz unter hohen Platanen kanalabwärts auf der rechten Seite. Neben der Straße sind Stellplätze für Wohnmobile eingerichtet.
Samstag / samedi, den 19.07.2008 – Von Trèbes nach Homps
Ein Teil der Crew fuhr jeden Tag mit dem Auto voraus zu unserem abendlichen Liegplatz, besichtigten einige am Kanal gelegenen Orte, kauften ein und kamen anschließend uns mit den Fahrrädern wieder entgegen.
Écluse L’Aiguille, hier hat der Schleusenwärter zahlreiche Skulpturen aus verschiedenen Materialien geschaffen.
Sonntag / dimanche, den 20.07.2008 – Von Homps nach Le Somail
Ca. 5 Km östlich von Homps, zwischen Schleuse Argens und der Schleusentreppe von Fonsérannes, ist der längste Kanalabschnitt ohne Schleusen, von ca. 53,8 Km Länge.
In dem kleinen Ort Le Somail haben sich viele Kunsthandwerker, Maler und Töpfer niedergelassen.
Montag / lundi, den 21.07.2008 – Von Le Somail bis Capestang
Sehr schöner und kurvenreicher Streckenabschnitt.
Wir legten abends an der Bootsanlegestelle am Quai Emile Amouroux an.
Dienstag / mardi, den 22.07.2008 – Besichtigung von Minerve, Schleusentreppe von Fonsérannes und Villeneuve-les-Béziers
Nachmittags fuhren wir mit unserem Auto zum alten historischen Ort Minerve und besichtigten ihn.
Minerve ist ein Ort, der auf einem Felsen gebaut wurde. Er wird von einer Brücke mit der umliegenden Hochebene verbunden. Heute ist er ein bekannter Ausflugsort inmitten vom Weinbaugebiet Minervois.
Der ca. 160 m lange Tunnel von Malpas wird von einem Aquädukt aus dem 12. Jahrhundert überbrückt.
Da nur eine Fahrrine zur Verfügung steht, muss man vor der Einfahrt ein Hupzeichen geben und sich überzeugen ob im Tunnel kein Boot entgegenkommt.
Nacht einer kurzen Wartezeit, das Ausflugsschiff wurde vorrangig geschleust, schleusten wir recht zügig die Schleusentreppe von Fonsérannes. Das daneben errichtete Schleusenersatz Wasserkeil-Schiffhebewerk ist außer Betrieb.
Abends legten wir in Villeneuve-les-Béziers an der Bootsanlegestelle an.
Mittwoch / mercredi, den 23.07.2008 – Rundschleuse von Agde und baden im Mittelmeer
Nachmittags ankerten wir westlich der Flussmündung vor Plage de la Tamarissière, badeten, tauchten unter dem Schiff und befreiten dabei die Antriebswellen von mehreren Stofffetzen, die zwischen Stopfbuchse und Propeller aufgewickelt waren.
Abends fuhren wir zurück nach Agde und legten uns am Quai zwischen zwei Restaurantpontons.
Donnerstag / jeudi, den 24.07.2008 – Étang de Thau
Der Étang de Thau ist eine ca. 18 Km lange Lagune südwestlich der Stadt Sète mit einer durchschnittlichen Wassertiefe von ca. 4 m. Er ist die Verbindung zwischen dem Canal du Midi und Canal du Rhône a Sète.
Im Norden des Étang de Thau befinden sich fast über seine gesamte Länge Austernbänke, im Süden ist der Étang de Thau nur durch eine Sandbank vom Mittelmeer getrennt. Die Fahrrinne verläuft südlich entlang der Austernbänke.
Wir fuhren in den Hafen von Marseillan und gingen abends in eines der Restaurants. Wir aßen Menü mit u.a. Austern, Muscheln und verschiedenen Fisch.
Freitag / vendredi, den 25.07.2008 – Von Marseillan nach Frontignan
Als wir in Frontignan ankamen, öffnete die Hebebrücke außerplanmäßig und wir konnten ohne Wartezeit hindurchfahren.
Die Hebebrücke öffnet nur zu bestimmten Zeiten, somit ist der Andrang von beiden Seiten oft sehr groß.
Wir legten am Quai du Caramus an.
Samstag / samedi, den 26.07.2008 – Auf dem Canal du Rhône a Sète
Aigues-Mortes wurde im Mittelalter als Hafenstadt angelegt. Heute liegt sie durch Verlandung der Flachwasserzone ca. 6 Km vom Meer entfernt. Die Stadt ist von Lagunen und Salinen umgeben.
Aigues-Mortes bedeutet „totes Wasser“ und bezieht sich auf die zum Teil sehr salzhaltigen Gewässer in der Umgebung.
Die schmalen Gassen, viele kleine Geschäfte, Cafès und Restaurants am Marktplatz luden uns abends zum Verweilen ein, bevor wir am Sonntagvormittag wieder unsere Rückfahrt antraten.
Da wir bis auf einen Hafentag in Carcassonne, jeden Tag an einem anderen Ort waren, empfanden wir die zwei Wochen Urlaub wie eine Woche.
Das Wetter spielte auch mit, wir hatten bis auf den Anreisetag, es regnete streckenweise sehr stark, nur Sonne und sehr schöne laue Sommerabende.
Wichtig ist die tägliche Kontrolle und Reinigung der Seewasserfilter der Motoren. Gras und Blätter können immer enthalten sein. Auch Plastiktüten können sich in den Filtern ansammeln.
Trotz Sommerferien in Frankreich, schleusten wir oft alleine oder zu zweit. Schleusungen zu dritt oder zu viert kamen nur ganz selten vor.
Zurückgelegte Strecke mit der „Comtesse“: ca. 320 Km und 88 Schleusen. Die Betriebszeit jedes Dieselmotors betrug ca. 55 Stunden.
Unser Auto brachten wir jeden Tag zum neuen Liegeplatz, so hatten wir es immer in der Nähe des Schiffes und konnten Einkaufs- und Ausflugsfahrten durchführen.
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